Melissa James Gibson

Home[sic] Blues
([sic])
Deutsch von Michael Raab
2 D, 3 H
UA: 20.11.2001 · SoHo Rep, New York
DSE: 28.04.04 · Theater Bonn · Regie: Annette Kuß
Babette, Frank und Theo sind drei New Yorker, die Tür an Tür in Einzimmer-Apartments im dritten Stock eines Hauses wohnen. Intime Nachbarschaft verbindet sie ebenso wie die Tatsache, dass sie dem Studentenleben zwar schon entwachsen sind, im Berufsleben aber noch nicht wirklich Fuß gefasst haben.
Genug Zeit also, über das Leben und überhaupt zu räsonieren.

Babette arbeitet an einem Buch, das die Geschichte der Moderne als Geschichte paradigmatischer, weltverändernder Ausbrüche untersucht; Frank macht einen Heimkurs der Missouri-Auktionsschule, und Theo arbeitet an einer Auftrags-Komposition für eine Geisterbahn. Verbunden sind sie außerdem durch ihren Freund Larry, Franks früherem Lover, von dem Babette sich ständig Geld leiht und der das Gerücht von Theos Depression kreisen lässt, dem die Frau abhanden gekommen ist.

Im zweiten Stock des Hauses wohnt das "Luftschachtpaar", ein Paar kurz vor der Trennung, dessen wortkarge Dialoge im krassen Gegensatz zu den eloquenten Ergüssen ihrer "Stadtneurotiker"-Nachbarn stehen. Babette, Theo und Frank belauschen nicht nur dieses Paar, von brennendem Interesse ist für sie auch die alte Mrs. Jorgenson vom Stockwerk obendrüber und die Frage, ob sie nun wirklich gestorben ist.

[sic] ist mehr Situationsbeschreibung als dramatische Handlung. Melissa James Gibson gestaltet sie durch die leidenschaftlichen Plädoyers ihrer Hauptfiguren, denen Reden zur Daseinsberechtigung in dieser Welt dient, in der Sprache zum Werkzeug wird, die gleichermaßen verschleiert wie sie enthüllt.